Man muss Jutta Ditfurth nicht für eine begnadete Politikerin halten. Auch wenn die ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen (1984 bis 1988) für sich reklamiert, dass die Wahlergebnisse der Partei, aus der sie 1991 ausgetreten ist, nie so gut waren wie zu ihrer Amtszeit. Schon das macht ihren Rückblick interessant. Es "verdient als historisches Dokument einen festen Platz", schreibt selbst "Die Zeit" über den Rückblick der Frankfurter Politikerin.

Ditfurth hat nicht nur Erfahrungen bei den Grünen gesammelt. Sie sammelt - immer noch - jede Menge Zeitungsausschnitte über ihre Ex-Partei. Und die benutzt sie zu einer schonungslosen Abrechnung über die ehemaligen politischen Weggenossen. So gelingt es ihr, die Generalabrechnung mit zahlreichen Quellen zu belegen - allein das Quellen-Verzeichnis umfasst rund 50 Seiten des Buches.

Selbst diejenigen, die den Weg der Grünen interessiert verfolgen, können bei Ditfurth Details nachlesen, die nicht weit verbreitet sind. Etwa in ihrem Exkurs "Joseph Fischer und das Geld". Mit Billigung der Partei geht Fischer sehr großzügig mit den Parteibeschlüssen um, wonach ein Teil der Politiker-Einkünfte zu spenden ist. So hatte Fischer, der 1983 zum ersten Mal in den Bundestag einzog, bis zu seiner Ernennung zum hessischen Umweltminister 1985 in nur zwei Jahren einen sechsstelligen D-Mark-Betrag einbehalten. Auch das Übergangsgeld, dass er nach seiner 14monatigen Amtszeit als Landesminister erhielt (Dezember 1985 bis Februar 1987), kam nicht in den Parteikassen an; es soll sich um 130 000 D-Mark gehandelt haben. Noch doller kam es allerdings, als Fischer Außenminister wurde. Der Frankfurter Grünen-Schatzmeister Harry Knittel freute sich 1999 zum Beispiel, dass mehr als 100 000 Mark "dank Fischers Kontakten zu Vertretern der Wirtschaft zustande kamen". Grünen-Bundesschatzmeister Dietmar Strehl erläuterte, Fischer "reduziere den persönlichen Betrag, den die Mandatsträger an die Bundespartei abführen müssen, durch die Vermittlung der Spenden". Anders ausgedrückt: die Industrie finanziert Fischer auf Umwegen.

Jutta Ditfurth, Das waren die Grünen - Abschied von einer Hoffnung, Econ Taschenbuch 2001, 388 Seiten, 8,95 EUR
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erstellt: 11.08.2002
aktualisiert: 11.08.2002


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